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Gedanken zum Gedenken: Denkmal für NS-Opfer aus dem MKV

01. September 2020 | Allgemein, Politik, Religio, Startseite, Wissenschaft und Bildung
Gedanken zum Gedenken: Denkmal für NS-Opfer aus dem MKV

Farbe bekennen – damals und heute

Wir tragen ein Erbe in uns und an uns: Farbe tragen heißt auch, Farbe zu bekennen. Diesen Spruch, der so oft einfach dahingesagt wird, sollten wir uns einmal näher zu Gemüte führen: Was bedeutet es eigentlich, Farbe zu bekennen?

Damit ist normalerweise gemeint, öffentlich zu etwas zu stehen. Für Prinzipien einzustehen. An Werte zu glauben. Das alles ernstzunehmen und nicht nur in Sonntagsreden zu rezitieren. Es ist einfach, gleichsam „Patria“ zu rufen, wenn man beim Stammtisch des Kameradschaftsbundes sitzt. Es ist einfach, am Kirtag zu meinen, man verträte doch gerade Religio – oder Scientia im campusnahen Heurigen oder Amicitia bei einer Geburtstagsfeier.

Angehörige katholischer Studentenverbände gehörten zu den entschiedensten Gegnern des Nationalsozialismus in Österreich, und viele wurden unmittelbar nach dem „Anschluss“ verhaftet und nach KZ Dachau gebracht Das erste österreichische KZ-Todesopfer dort war Hans Zessner-Spitzenberg, ein Universitäts-Lehrer, der Mitglied mehrerer MKV-, ÖCV- und KÖL-Korporationen war.

Fünf Mitglieder unserer Verbände wurden im Konzentrationslager Mauthausen von den Nationalsozialisten ermordet. Weitere Kartellbrüder, unter ihnen der spätere Bundeskanzler Leopold Figl, waren in Mauthausen inhaftiert und hatten an den Folgen der schweren Lagerhaft in Mauthausen bis an ihr Lebensende zu leiden.

Sie standen für ihre Prinzipien ein. Sie haben „Farbe bekannt“ und das mit dem Leben bezahlt. Damit haben sie die Grundlage für unser heutiges freies Österreich gelegt. Nun ist es an der Zeit, dass wir unsrerseits „Farbe bekennen“. Mir gefiele dabei der Gedanke, einen Platz zu schaffen, wo wir ihrer gemeinsam öfter gedenken können – ein Denkmal in zentralerer Lage in Wien.

Für mich kann es keinen Zweifel geben: Unsere Verstorbenen haben es sich verdient. Mit einem würdigen Denkmal können wir all diese Tatsachen wieder verstärkt ins Bewusstsein rufen und ein Zeichen gegen das Vergessen dieses Widertandes und seiner Opfer setzen. Dafür stehe ich.

Walter Gröblinger (OCW), Kartellvorsitzender

 

Denkmal: Denk – nicht nur einmal.

Schon als Jugendlicher hat mich eine Erzählung darüber beeindruckt, wie einmal drei Angehörige der Carolina Graz (ÖCV) des Gründungstages ihrer Verbindung gedachten. Das spezifische an dieser Erzählung war, dass die drei Herren ihre kleine Feierlichkeit streng geheim und so gut wie möglich verborgen abhalten mussten. Sie waren nämlich politische Häftlinge im KZ Dachau – und draußen tobte ein Weltkrieg, den ein unbarmherziges, brutales und menschenverachtendes Regime gestartet hatte.

Ihre Feier bestand daher eher aus stillem Gedenken bei einem Becher Wasser. Dennoch war es nicht ungefährlich – katholisches Couleurstudententum galt dem NS-Staat als besonderer Feind. Nicht umsonst hatten sich SA und Gestapo gleich nach dem Einmarsch 1938 besonders um die Buden der katholischen Verbindungen „gekümmert“. Dieses kleine „Stiftungsfest“ der drei Carolinen in Dachau war somit ein besonderes Zeichen des Heldenmutes, des Bekenntnisses zu unserem christlichen Werte- und Menschenbild, zu unseren Prinzipien und Standpunkten. Es war ein Anzeichen eines Widerstandes.

Viele Angehöriger katholischer Verbindungen waren im Untergrund oder im Widerstand. Viele waren schon aufgrund ihrer weltanschaulichen Haltung den Nazis ein Feindbild. Viele bezahlten das mit ihrem Leben, einige auch in den Konzentrationslagern, diesen unendlich grausamen Orten konzertierten Mordes.

Diese Menschen und ihre Opferbereitschaft sind uns heute Vorbilder. Sie sind für das eingetreten, was wir heute wieder haben dürfen: Friede und Freiheit. Beides sind keine Selbstverständlichkeiten – das und jene, die dafür ihr Leben geopfert haben, sollen wir nie vergessen. Die stete Erinnerung ehrt das Andenken und ist uns Mahnmal dafür, uns auch künftig für den Erhalt des Friedens und der Freiheit einzusetzen.

Wenn wir immer wieder verlässlich daran denken, war das Opfer jener MKVer und ÖCVer, die ihr Leben in den Konzentrationslagern gegeben haben, nicht umsonst.

Sie verdienen ein Denkmal – in unseren Herzen, aber auch im echten Leben.

Es stünde Wien sehr gut zu Gesicht, diesen Menschen auch ein sichtbares Zeichen des Gedenkens zuzugestehen. Ein Denkmal für die in der Zeit des Nationalsozialismus umgebrachten katholischen Couleurstudenten – das wäre ein echtes Zeichen einer modernen, weltoffenen Stadt, die weiß, was ihre Geschichte ist und wer sich für ihre Freiheit eingesetzt hat.

Philipp Jauernik (FRW), Couleur-Chefredakteur und Historiker

 

„Niemals wieder“ als Credo für katholische Couleurstudenten

Derzeit leben wir in einer politisch äußerst polarisierten Welt. Nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa spitzt sich die Situation immer stärker zu. Sowohl Links- als auch Rechtsextremismus fordern immer mehr Opfer und verunsichern die Bevölkerung.

Umso wichtiger ist es, mit festen und unverrückbaren Prinzipien den Weg der Mitte zu bestreiten.

Gerade für uns katholische Couleurstudenten bedeutet das, konsequent zu unseren Werten zu stehen und jegliche Art von Extremismus abzulehnen.

Religio, Patria, Scientia und Amicitia, das sind die Grundsätze, die wir stolz mit Band und Deckel nach außen tragen.

Gerade in prekären Situationen und unsicheren Zeiten gilt es, unsere Prinzipien zu bewahren und zu verteidigen, das ist es, was uns katholische Couleurstudenten ausmacht: Hinsehen, Aufstehen und Courage zeigen, gerade, wenn viele andere aus Angst, Unsicherheit oder einfach aus Bequemlichkeit wegschauen.

Als Kartellsenior des MKV bin ich stolz darauf, was unzählige unserer Kartellbrüder im Widerstand aktiv gegen das NS-Regime geleistet haben. Sie haben Farbe bekannt unabhängig von den Konsequenzen, die sie zu erwarten hatten. Größere Vorbilder kann es für uns alle gar nicht geben.

Viele unserer Kartellbrüder mussten ihren Einsatz für die Gesellschaft mit ihrem Leben bezahlen. Genau sie gilt es niemals zu vergessen. „Niemals wieder“ – muss unser Credo sein!

Wolf Steinhäusl (FOE), Kartellsenior des MKV

 

Im Frühjahr 2020 hat der MKV gemeinsam mit dem ÖCV eine Broschüre anlässlich 75 Jahre Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen herausgegeben. Darin finden sich auch Kurzportraits einiger in der Zeit des Nationalsozialismus ermordeter MKVer und ÖCVer. Die Broschüre ist hier als PDF abrufbar.

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