Nachruf für OStR Prof. i.R. Mag. Heinrich Kolussi v. Dr.cer. Tacitus
Mit großer Trauer nehmen wir Abschied von unserem hochgeschätzten Kartellbruder OStR Prof. i.R. Mag. Heinrich Kolussi v. Dr.cer. Tacitus, der uns Anfang Dezember in die Ewigkeit vorausgegangen ist. „Mit ihm verlieren wir nicht nur eine der bekanntesten Persönlichkeiten des Mittelschüler-Kartell-Verbandes (MKV), sondern auch einen Kartellbruder, Lehrer und Mentor, dessen Lebenswerk uns ein bleibendes Vermächtnis ist“, betont Kartellvorsitzender Thomas Weickenmeier und unterstreicht damit das Wesen und die Lebensfreundschaft, die von Heinrich Kolussi stets vorbildlich gelebt wurde.
Heinrich Kolussi wurde am 29. Mai 1934 in Wien geboren und zeigte schon früh eine beeindruckende Leidenschaft für Bildung und Kultur. Nach seiner Schulzeit am Humanistischen Gymnasium in der Fichtnergasse, die er mit der Matura mit Auszeichnung abschloss, studierte er Latein und Deutsch an der Universität Wien. Seine Lehramtsprüfung legte er 1961 ab. Anschließend unterrichtete er über 30 Jahre an den Gymnasien in Klosterneuburg, Baden und Wien, wo er Generationen von Schülerinnen und Schülern mit Wissen, Disziplin und seiner unverkennbaren Begeisterung für Sprache und Kultur prägte. Auch in seinem Ruhestand wurde Heinrich Kolussi nie müde und gab zahlreichen Kartellbrüdern weiterhin ehrenamtlich und unentgeltlich Latein-Unterricht.
Leidenschaft für den MKV und das Couleurstudententum
Sein Leben war untrennbar mit dem Couleurstudententum und dem MKV verbunden. Seit seinem Eintritt in die K.Ö.St.V. Borussia im Jahr 1950 war er ein mehr als aktives und engagiertes Mitglied. Später wurde er unter anderem Mitglied der K.Ö.H.V. Franco-Bavaria im ÖCV und übernahm auch zahlreiche Ämter und Chargen im Gesamtverband MKV sowie im Wiener Stadtverband, darunter jene des Kartellbildungs- bzw. ‑schulungsreferenten und des Leiters der Kartellführungsschule (KFS). Aus seiner Feder stammt der Wahlspruch der KFS, “Die Zukunft für uns!“, womit er vielen Generationen an MKVern diesen Geist mitgegeben hat. Auch durch diesen Wahlspruch forderte er stets auf, über das Hier und Jetzt hinauszudenken, sich weiterzubilden und gemeinsam eine bessere Zukunft zu gestalten – ganz im Geiste des Couleurstudententums.
Seine Leidenschaft für Schulung und Bildung brachte er immer auch praktisch ein. Er war Mitarbeiter der ersten KFS im Jahr 1964 und wurde von 1973 bis 1979 ihr Leiter. Unter seiner Führung erreichte die Teilnahme eine bis heute nie wieder erreichte Breite; bei einem Lehrgang waren Vertreter von über 50 Prozent aller MKV-Korporationen anwesend. Seine Verdienste um die Schulung wurden mit der Goldenen KFS-Nadel und dem Ehrenschild des MKV gewürdigt.
„Eine der Größen unseres Verbandes ist uns so an die Ewige Kneiptafel vorausgegangen. Du hast uns als Couleurstudenten, als Schulungsmitarbeiter und als Mensch berührt, geleitet, beeinflusst und beeindruckt. Dein Erbe und deine Liebe zu diesem Verband und dieser Schulung wird uns Vorbild sein, das nicht nur durch deinen Wahlspruch ‚Die Zukunft für uns!‘ immer weiterleben wird“, würdigt ihn auch Simon Casari als derzeitiger KFS-Leiter.
Ein streitbarer Geist und eine beständige Präsenz
Heinrich Kolussi war auf MKV-Sitzungen stets nicht nur Teilnehmer, sondern treibende Kraft und war ein streitbarer Diskussionspartner, der mit klaren Überzeugungen und tiefem Wissen argumentierte. Dabei ging er mitunter hart in der Sache, aber niemals persönlich vor. Diese Haltung machte ihn zu einer unverzichtbaren Stimme im Verband, der Debatten nicht nur bereicherte, sondern oft auch entscheidend förderte. Auch wenn er in Abstimmungen unterlag, war er einer der Ersten, der den anderen zur gewonnenen Abstimmung gratulierte und dann im Sinne der Gemeinschaft den Entschluss mitgetragen und auch vorangebracht hat.
Seine Liebe zum Couleurstudententum zeigte sich auch in seiner Anwesenheit auf über 70 Pennälertagen des MKV. Mit beeindruckender Beständigkeit besuchte er diesen ab 1951 jedes Jahr mit Ausnahme von 1996, als er aus gesundheitlichen Gründen pausieren musste. Die filmische Würdigung seines Lebenswerkes am Pennälertag 2023 in Wiener Neustadt spricht für sich.
Ein unerschöpflicher Wissensschatz
Heinrich Kolussi war bis in seine letzten Tage eine lebendige Quelle couleurstudentischen Wissens. Sein Gedächtnis für historische Ereignisse, Persönlichkeiten und Anekdoten war legendär und er teilte dieses auch gerne – sei es in Vorträgen, Diskussionen oder persönlichen Gesprächen. Seine Begeisterung und sein Engagement haben nicht nur den MKV, sondern auch viele, die ihm begegnet sind, nachhaltig geprägt.
Ehrungen und Auszeichnungen
Für seine unermüdliche Arbeit und seine Verdienste wurde Heinrich Kolussi auch außerhalb des Couleurstudententums vielfach geehrt. Zu den wichtigsten Auszeichnungen zählen der Berufstitel Oberstudienrat, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und das Ritterkreuz des päpstlichen Gregoriusordens, das ihm von Kardinal Schönborn persönlich überreicht wurde. Zudem war er Träger der Bronzenen Ehrennadel des ÖAAB.
Abschied von einem Großen
Mit Heinrich Kolussi verliert der MKV nicht nur einen außergewöhnlichen Kartellbruder, sondern auch einen Wegbereiter, dessen Wirken weit über seine Lebenszeit hinausstrahlt. Er selbst beendete zahlreiche seiner Vorträge und Artikel mit den Worten: „Mit Hand und Herz und Hirn und Hingabe für den MKV!“ – Worte, die er selbst Zeit seines Lebens und bis zuletzt erfüllt hat.
Ruhe in Frieden, lieber Dr. Tacitus, und möge Gott dich an der Ewigen Kneiptafel willkommen heißen. Vergelt`s Gott für alles – das ewige Licht leuchte Dir!