Nachruf für meinen Bundesbruder Armin, r. Gerhard Weis.
Die Bundesbrüder, die in den 50ern aktiv waren, hatte ich meist schon als kleiner Bub kennen gelernt, denn es waren die Consemester meines Vaters. Gerhard Weis, dessen Vater Kinotechniker war, kam 1954 zur Frankonia. Die Frankonen waren damals „Prekaristen“, wie es ein anderer Aktiver von damals bezeichnete, der K.A.V. Bajuvaria, die von Frankonen gegründet worden war und die im 2. Stock des Pfarrhofes St. Rochus nach dem Krieg ihre Bude hatten. Das enge Verhältnis führte auch dazu, dass viele Frankonen, so auch Gerhard Weis, Bajuvaren wurden – und es war eine besondere Generation, die hier heranwuchs: neben Gerhard Weis der Journalist Hans Magenschab, die späteren Top-Manager Peter und Ulrich Kamp und, „nur“ Bajuvaren, Ernst Wolfram und Peter Marboe und Thomas Klestil, der als Bundespräsident seinem Bundesbruder Gerhard Weis Jahrzehnte später das goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verleihen sollte.
Armin machte, nach etlichen Jahren als Zeitungsjournalist und einem Studium an der damaligen Hochschule für Welthandel, Karriere im neuen ORF. Als Redakteur und später Ressortleiter Innenpolitik der völlig umgekrempelten „Zeit im Bild“ war er bald bekannt. Das legendäre TV Duell Bruno Kreisky gegen Josef Taus (ebenfalls ein Bajuvare) leitete er schon als Intendant des Fernsehens. Danach wurde es ruhiger um ihn, er übersiedelte als Chefredakteur der Generalintendanz in eine der vielen Stabsstellen des ORF, böse Zungen meinten, er sei einer der weißen Elefanten des ORF: unkündbar aber, nach vier Jahren als Intendant, ohne wirklichen Tätigkeitsbereich. Nicht so Gerhard Weis, er beschäftige sich in dieser Zeit mit den „Mühen der Ebene“ und wurde zu einer grauen Eminenz – Generalintendanten kamen und gingen, auffallend oft ein gewisser Gerd Bacher, Gerhard Weis blieb.
Alles neu zu machen, das sei keine Kunst
Bis ihn Anfang der 90er Jahre der Ruf nach Wien ereilte, völlig untypisch, dass ein CVer (und MKVer) im „roten“ Wien Landesintendant werden konnte, seit dieser Zeit unterstellt man ihm auch ein „Linkskathole“ mit exzellenten Kontakten zur Wiener SPÖ zu sein. Wie auch immer, er machte aus dem verschlafenem Landesstudio eines der erfolgreichsten Bundesländerstudios des ORF. Alles neu zu machen, das sei keine Kunst, verriet er mir damals (ich war kurz zuvor zur ZIB II „übersiedelt“), aber mit dem was vorhanden ist, Erfolg zu haben, das sei gefragt. Weis küsste Studio Wien aus einem Dornröschenschlaf und man hatte wirklich den Eindruck, als seien dort alle wie aus dem Schlaf erwacht. Diese späte Karriere sollte ihn dann über die Position als Hörfunkintendant schließlich in den 6. Stock des Küniglberges, das Büro des Generalintendanten, führen. Seine Wahl galt gemeinhin als Zeichen einer Entscheidung für einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der nicht nur nach Quote giert. Dass sein Verhältnis zur ÖVP kein ungetrübtes war, zeigt sich letztlich nicht einmal drei Jahre nach seiner Wahl. Die ÖVP, drittplatzierte bei der NR Wahl, stellte in einer Koalition mit der FPÖ den Kanzler und reformierte umgehend den ORF und ließ den Generalintendanten neu wählen – Monika Lindner wurde Armins mehr als umstrittene Nachfolgerin.
Weis konzentrierte sich in den folgenden Jahren auf seine Aufgabe als Leiter der Katholischen Medienakademie, wo er auch mit dem MKV sehr erfolgreich zusammengearbeitet hat. Er saß im Aufsichtsrat der vereinigten Bühnen und war als Berater großer Medienunternehmen ein gefragter Experte. Für mich persönlich war er ein Vorbild, oft habe ich seinen Rat eingeholt, in seiner (und meiner) Zeit im ORF aber auch später, als ich Filmproduzent wurde, bin ich zum ihm in den 13. Bezirk gepilgert, um seine Meinung zu hören. Des Öfteren trafen wir einander bis zuletzt im Musikverein bei den Abonnementkonzerten der Philharmoniker. Seinen Verbindungen blieb er zeitlebens verbunden, vor allem den Freundschaften, die er dort begründete. Er gehörte der legendären Tarockrunde im Gasthaus „Roter Hahn“ an, an der Frankonen und Bajuvaren seiner Generation jahrzehntelang teilnahmen, als Fernsehintendant lud er seine Frankonia in den 70ern ins ORF Zentrum zu einer Führung ein, er war einer, der sich auch hier nie verleugnete.
„Quote und Qualität sind vereinbar.“
war sein Credo und, politische Interventionen gehören zum Tagesgeschäft, die Frage sei nur, wie man damit umgehe. Dass er vor 20 Jahren schon erkannte, wie sehr sich das Mediengeschäft verändern wird, zeigt ein anderes Zitat: „Einer wichtigen Nachricht ist es egal, wie sie zu Ihnen kommt. Der ORF definiert sich heute nicht mehr nur über Radio und Fernsehen, sondern über Inhalte.“ Fiducit lieber Bundesbruder
(Wolfgang Ritzberger v. Amadeus, FRW, GUW, M-D)