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MKV sieht Schulöffnung kritisch

27. April 2020 | Allgemein, Startseite, Wirtschaft und Gesellschaft
MKV sieht Schulöffnung kritisch

Pläne der Bundesregierung werfen mehr Fragen auf, als sie Antworten geben können

„Es steht fest, dass die Leistungen der Bundesregierung im Zusammenhang mit der Corona-Krise bisher keinen wirklichen Anlass zur Kritik gegeben haben. Die angekündigte Öffnung der Schulen lässt uns aber eher ratlos zurück“, so MKV-Vorsitzender Walter Gröblinger.

MKV-Jugendobmann Wolf Steinhäusl ergänzt: „Mit über 17.000 Mitgliedern sind wir nicht nur der größte Schüler- und Absolventenverband Österreichs, wir haben in unseren Reihen auch Vertreter aller Schulpartner: Lehrer – Eltern – Schüler. Bemerkenswert ist, dass wir aus all diesen Bereichen kritische Stimmen hören.“

So habe ein Rundruf unter Schülern und Schülervertretern ergeben, dass die Entscheidung, die Bildungsabschlüsse möglichst rasch durchzubringen, allgemein positiv aufgenommen wird. Bedenken gebe es aber in mehreren Bereichen: Wie sieht es mit den Pflichtpraktika in den BMHS aus, ohne denen ein Aufstieg eigentlich nicht möglich ist? Auch im Bereich der vorgezogenen Matura fehlen Informationen. „Normalerweise besteht die Möglichkeit, die Matura in so genannten Nebenfächern Anfang des Schuljahres zu absolvieren. Für das nächste Schuljahr ist nicht klar, wie und ob diese Möglichkeit besteht“, so Steinhäusl. Dass Schularbeiten „gestrichen“ wurden, sorge zusätzlich für Bedenken, weil keiner wisse, wie Lehrkräfte die Feststellung des Lernerfolgs konkret ausgestalten wollen.

Auch wenn Lernen im so genannten Distance-Learning nicht in der gleichen Qualität passieren kann, spiele es sich aus Sicht der Lehrerschaft langsam ein. Die Schulpartner hätten sich an die neuen Formen gewöhnt. Was skeptisch stimme, sei der Umgang mit Risikogruppen, deren notwendiger Schutz zu gravierenden Veränderungen im Stundenplan führen könne. „Diese und andere Unsicherheiten verunmöglichen die längerfristige Planung des Unterrichts und auch im Hinblick auf die Weiterführung des Home-Schoolings für die Oberstufe ist längst nicht alles geklärt“, kritisiert Gröblinger. Ein besonderes Problem stellt für den MKV-Vorsitzenden die Einhaltung der Hygienemaßnahmen dar. „In neueren Schulgebäuden gibt es keine Waschmöglichkeit im Klassenzimmer, Schlangen bei den Toiletten sind zu erwarten. Die Pausengestaltung wirft insgesamt Fragen auf. Kinder und Jugendliche werden den Kontakt untereinander und mit anderen Klassen suchen. Wie eine Lehrkraft die lückenlose Einhaltung der ambitionierten Hygienemaßnahmen bewerkstelligen soll, ist wohl nicht nur mir ein Rätsel.“

Aus Elternsicht sei die Schulöffnung grundsätzlich begrüßenswert, aber auch hier gebe es Probleme: „Vor allem für Eltern mit mehr als einem Kind und besonders dann, wenn die Erziehungsarbeit einem Elternteil allein zufällt. Unterschiedliche Schulen bedeuten unterschiedliche Betreuungszeiten“, so Steinhäusl, der außerdem den Ausfall des Turnunterrichts kritisiert: „Bewegungsmangel war in den letzten Wochen ein Problem. Bei Betätigung im Freien wären die Abstände leichter einzuhalten als in den Schulräumen.“ Und Gröblinger ergänzt: „Unterm Strich glaube ich nicht, dass den Eltern geholfen wird und somit auch nicht der Wirtschaft.“

„In Summe wirken die Planungen der Bundesregierung nicht sonderlich durchdacht“, so der MKV Vorsitzende weiter. „Generell müsse man sich die Sinnfrage stellen. Ministerium, Schulen und Schulpartner müssen, mit minimaler Vorbereitung, für einen effektiven Zeitraum von lediglich 3-5 Unterrichtswochen eine organisatorische und logistische Meisterleistung erbringen. Für so einen Kraftakt sind im heimischen Bildungssystem einfach keine Strukturen und Ressourcen vorhanden.“

„Was hier offensichtlich unter dem Druck von vielen Seiten präsentiert wurde, wirkt nach Schnellschuss und dem Wunschdenken, dass eh‘ alles irgendwie gut gehen wird. Es ist zu befürchten, dass dieser Praxistest kaum funktionieren wird“, so Gröblinger und Steinhäusl abschließend.

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